Warum der Verkauf nach Polen für Onlinehändler aus Deutschland eine gute Idee sein kann

Warum der Verkauf nach Polen für Onlinehändler aus Deutschland eine gute Idee sein kann


Der polnische Markt bietet mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten und rund 27 Millionen Konsumenten für Onlinehändler ein interessantes Geschäftspotenzial.

Polen ist mit knapp 40 Millionen Einwohnern das sechstgrößte Mitgliedsland der EU. Die Wirtschaft des Landes konnte in den letzten Jahren gute Zuwachsraten erzielen, wovon auch der private Konsum profitierte. Nicht nur der Einzelhandel verzeichnete hohe Wachstumsraten, sondern auch im E-Commerce entwickeln sich die Umsätze sehr positiv mit rund 13,5 Mio. Webkäufern.

Rasantes Wachstum in Polen

Wer also als westlicher Anbieter im E-Commerce aktiv ist, sollte sich mit dem Markt in Polen beschäftigen. So wächst die Zahl der polnischen Online-Shopper beständig und auch die Umsätze steigen. Allein im Jahr 2015 sind die Onlineverkäufe bei unseren östlichen Nachbarn um 21 % gestiegen* und mehr als die Hälfte (53 %) der Webnutzer in Polen haben online eingekauft **.
2015 betrug das gesamte Umsatzvolumen im B2C-Online-Handel 5,12 Milliarden Euro, 2017 werden es Schätzungen zufolge bereits 7,04 Milliarden Euro sein***. Damit liegt der polnische Markt unter den Top 8 der umsatzstärksten Märkte in Europa. Experten erwarten für das Land weitere jährliche Wachstumsraten im Onlinehandel von 15 bis 20 Prozent. Dabei liegt der durchschnittliche Warenkorbwert bei knapp 50 Euro****.

Die meistgenutzten Zahlungsmethoden

Die Mehrzahl der polnischen Onlinekunden ist jung, gut ausgebildet, in Großstädten lebend und finanziell abgesichert. Neuen Angeboten zeigt sich die Gruppe offen gegenüber, weshalb auch Artikel aus West- und Mitteleuropa oder den USA einen guten Ruf haben.

33 % der Onlinekäufer in Polen wählen die direkte Zahlung über ihre Bank beim Einkauf im Netz. An zweiter Stelle folgen digitale Zahlmethoden über Plattformen wie PayPal oder ähnliche Dienste mit einem Anteil von 24 Prozent. Etwa gleichstark verbreitet ist die Zahlung per Nachname, gefolgt von 16 %, die per Lastschrift oder mit Kreditkarte zahlen*****.

Der Mobile Commerce

Die Kaufgewohnheiten der Polen haben sich – wie auch in den Nachbarländern – stark verändert. Wie auch in anderen europäischen Ländern sind Smartphone und Tablet die treibende Kraft hinter dem E-Commerce-Wachstum. Mobile Geräte sind auch in Polen sehr verbreitet und bieten für den Mobile Commerce ein hohes Potenzial, was jedoch noch nicht umfänglich durch die Händlerschaft ausgenutzt wird.

Studien zufolge besitzen rund 38 Prozent der Onlineshops eine für mobile Geräte angemessene Website und erst 10 Prozent verfügen über eine mobile App, über die Bestellungen aufgegeben werden können. Trotzdem erlangt der Onlinehandel über mobile Geräte auch in Polen immer mehr an Bedeutung. Der Anteil am E-Commerce-Umsatz wuchs von 13,9 Prozent im Jahre 2015 auf rund 18 Prozent im ersten Quartal 2016. Etwa 35 Prozent aller Smartphone- oder Tablet-Nutzer haben 2015 vom ihren Gerät aus online mindestens ein Produkt oder eine Dienstleistung erworben. Die Tendenz ist steigend. Dabei bevorzugen 3/4 der Polen (72 %) klar das Smartphone für ihre Onlinekäufe und nur 28 % das Tablet.

Die Online Einkaufsorte

Eine Besonderheit des polnischen Marktes sind die vergleichsweise geringen Marktanteile der typischen Big Player wie Amazon oder eBay. Stattdessen sind die größten Onlinehändler polnische Unternehmen. Der Blick in die Top Ten Liste der beliebtesten Einkaufsorte belegt, dass sich die Polen beim Einkauf im Web gerne im eigenen Land orientieren. So ist dort die mit Abstand beliebteste Einkaufsplattform im Web Allegro.pl , die 1999 durch den Niederländer Arjan Bakker gegründet wurde. Wie auch eBay startete Allegro als ein reiner Auktionsmarktplatz. Dieser entwickelte sich aber in kurzer Zeit zu einem umfassenden Online-Marktplatz, der sich auch in anderen Ländern Zentral- und Osteuropas (wie in der Tschechischen Republik, in Ungarn, Russland oder der Ukraine) gut entwickelte. Nach eigenen Angaben hat Allegro monatlich 14 Millionen Nutzer und liegt damit deutlich vor dem dem zweitfrequentiertesten Angebot, dem Preisvergleichsportal Ceneo.pl, welches ebenfalls zur Allegro-Gruppe gehört und monatlich rund sieben Millionen Nutzer aufweist.

Wer sich den polnischen Markt einmal näher ansieht, wird feststellen, dass sich hier je nach Produktkategorie viele unterschiedliche Anbieter am Markt etabliert haben. Seit Ende Oktober 2016 ist nun auch Amazon mit einer polnischen Sprachversion gestartet. Zudem hat Amazon dort auch neue Kundenservices eingeführt, sowie eine kostenlose Lieferung innerhalb von 1 bis 2 Tagen ab einem Bestellwert von 39 Euro aufgenommen. Auf dem achten Platz der Beliebtheit liegt – so eine Studie des Forschungsunternehmens Gemius, welches regelmäßig Forschungen zur Internet-Nutzung in Polen durchführt – die Online-Plattform AliExpress Shop. Bereits mehr als 3 Millionen Polen besuchen monatlich das Angebot von Aliexpress.com, welches mit Produkten direkt von chinesischen Herstellern aktiv ist.

Die beliebtesten Produktkategorien

Wachstumstreiber und zugleich größtes Marktsegment im polnischen Onlinehandel ist das Segment „Fashion“ mit einem Volumen von 2.070 Mio. € in 2017. Neben Produkten aus dem Bereich Kleidung oder Schuhe sind – so die Daten von CBOS in Polen – vor allem Spielwaren und Kinderartikel beim Onlinekauf beliebt. Zwar nicht in der Befragung von CBOS enthalten, erfreut sich der Kauf von Nahrungsmitteln im Web starker Beliebtheit in Polen. Im Vergleich zu Deutschland (mit einem Anteil von nur rund 1 % am Gesamtumsatz) ist der Online-Einkauf von Lebensmitteln mit einem Anteil von mehr als 10 % aller Online-Einkäufe in Polen stark verbreitet.

Fazit

Ein Blick in Richtung Osten kann sich für manche Onlinehändler lohnen. So gehört der polnische E-Commerce Markt zu den am schnellsten wachsenden Märkten der EU. Erleichternd für den Handel dort ist zudem, dass dort als EU Mitglied grundsätzlich die selben Regeln im Onlinehandel gelten wie auch in Deutschland, mit nur wenigen Ausnahmen. 

Auch wenn viele Argumente für den Handel in Polen sprechen, so sollte jeder Händler zuvor für seine Produkte sowie seine Zielgruppen eine Markt- und Wettbewerbsanalyse vornehmen und erst dann mit ersten Tests starten. Denn bei allem Potenzial bleibt zu berücksichtigen, das wie in jedem regionalen Markt es auch in Polen einige besondere Merkmale gibt, die man als Verkäufer berücksichtigen sollte. Zudem ist in Polen das Einkaufsvolumen noch deutlich unterhalb dessen, was z.B. in Deutschland online ausgegeben wird. So gibt der durchschnittliche Onlinekunde in Polen jährlich rund 270 Euro aus, in Deutschland sind es hingegen rund 1.300 Euro (Stand 2016).

***** Quelle: PostNord 2017