Was Sie über Mobile Payment wissen sollten

Was Sie über Mobile Payment wissen sollten


Laut einer Studie von BITKOM aus 2016* können sich 46 Prozent aller Deutschen vorstellen, zukünftig in vielen Alltagssituationen fast ausschließlich mit Mobile Payment bargeldlos zu zahlen.

Mobile Payment und Mobile Commerce

Allgemein wird unter dem Begriff Mobile Payment die Bezahlung von Gütern oder Dienstleistungen mit dem Mobiltelefon definiert. Der Begriff ist nicht mit der Bezeichnung Mobile Commerce zu verwechseln, denn dies bezeichnet den Onlinehandel, der mit mobilen Endgeräten getätigt wird. So wird das Mobile Payment vor allem den stationären Handel verändern, aber auch die Auswirkungen auf den Onlinehandel sollten deshalb nicht vernachlässigt werden, denn die Vereinfachung des bargeldlosen Bezahlens wird sich u.a. durch die neu entstehenden Kundenerwartungen auch auf den Online Bezahlprozess allgemein auswirken.

Schwerer Start für Mobile Payment

International haben sich im Mobile Payment oder kurz mPayment mit Apple, PayPal, Google oder Samsung vier starke Anbieter noch vor der Lösung UnionPay aus China etabliert. Führend ist dabei nach wie vor PayPal mit einem Umsatz von über 10,8 Milliarden US Dollar 2016. Die ehemalige eBay-Tochter gerät jedoch durch Apple, Google & Co. zunehmend unter Druck, wenn auch nicht in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern. Apple und Samsung Pay wurden bereits in Großbritannien erprobt und in den anderen kontinentaleuropäischen Märkten wird dies sicherlich bald folgen. Samsung Pay wurde im August 2015 in Südkorea auf den Markt gebracht und einen Monat später dann in den USA. Samsung hatte Anfang 2015 den koreanischen Riesen LoopPay übernommen, um nicht nur mobil über NFC (Near Field Communication ist ein auf RFID-Technik basierender internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten) Zahlungstransfers ausführen zu können, sondern auch über reguläre Kreditkarten.

Deutsche noch zögerlich mit mobilen Zahlarten

Beim stationären Einkauf ist Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch ein stark auf Bargeld fixiertes Land. Dies zeigte sich nicht nur durch politische Diskussionen im letzten Jahr, sondern auch durch eine aktuelle Studie der Bundesbank. Es gibt immer wieder Versuche, mobile Zahlarten offline voranzubringen, doch fehlte bis jetzt der große Durchbruch. Die Gründe dafür erfragte Statista in einer Expertenumfrage und kam zu dem Ergebnis, dass 56,2 % der Befragten Sicherheitsbedenken (Angst vor Internetbetrug, Datenklau etc.) als Grund angaben, warum Sie  Mobile Payment bisher nicht nutzen. Mit 25,8 % ist eine geringe Bekanntheit der Anbieter/Angebote der zweit häufig genannte Grund. 16,9 % der befragten Experten bemängelten, dass kein Marktstandard vorhanden ist. Wann sich das Mobile Payment in Deutschland im Ladengeschäft durchsetzt, ist unklar. Doch seit der Verfügbarkeit wirklich mobiler Internetzugänge per Smartphone oder Tablet sowie der geänderten Haftungsrechtslage der sogenannten „Störerhaftung“ für WLAN-Anbieter haben sich die Möglichkeiten für das mobile Zahlen vor Ort vervielfacht. Zudem ließen sich mit den vorhandenen Identifikations- und Sicherheitsmerkmalen heutiger Smartphones bargeldlose Zahlverfahren auch ohne eine bestehende Internetverbindung erlauben. Die künftige Evolution des Mobile Payment wird voraussichtlich zu einer Standardisierung des Zahlungsverfahrens führen, um dessen Vorherrschaft sich aktuell zahlreiche Anbieter bemühen.

Neue Richtlinien zur Sicherheit im Zahlungsverkehr

Nicht nur auf Anbieterseite, sondern auch bezüglich der Sicherheitsregelungen hat sich in den letzten Jahren viel getan. Diverse Richtlinien und Anforderungen an Zahlungsdienstleister und Finanzinstitute sollen den Betrug im mobilen Zahlungsverkehr bekämpfen und das Vertrauen der Verbraucher stärken. Seit Anfang 2017 ist dazu von der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) unter anderem die Payment Services Directive 2 „PSD II“ in Kraft getreten, die unter anderem eine strengere Kundenauthentifizierung verlangt. Die Richtlinie ist für Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister verpflichtend. Sie soll auch dabei helfen, Transaktionen über den europäischen Markt hinweg zu vereinfachen, sowie Innovationen, Transparenz und die Sicherheit von Zahlungen zu erhöhen. Neben dem Verbraucherschutz sollen darüber auch die Verbraucherrechte gestärkt werden. Für nicht autorisierte Zahlungsvorgänge wird die Haftung verringert und bei Lastschriften in Euro wird ein bedingungsloses Erstattungsrecht eingeführt.

Wünsche des Handels

Händler wünschen sich zumeist bargeldlose Zahlungsverfahren, die nichts kosten, ebenso wie die Alternativen Bargeld und Lastschrift. Zwar ist die Lastschrift noch ein Favorit im deutschen Handel, denn diese ist mit in der EC Karte bzw. Girocard enthalten, jedoch ist die Lastschrift nicht kostenfrei, wie manch Händler denkt. So benötigt man einen Payment Provider, der das Ausfallrisiko trägt, sofern man dieses als Händler nicht selber übernehmen möchte. Hinzu kommen recht aufwendige Prozesse am Point of Sale sowie die Verpflichtung die „Lastschriftmandate“ zu archivieren. Voraussetzungen, die gradezu ideal für eine mobile digitale Lösung zu sein scheinen. Und trotzdem hat sich bislang noch keine Lösung etablieren können.

Über NFC funktioniert es schon, nur kaum einer weiß es

Schon heute funktioniert das Bezahlen mit dem Smartphone, jedoch weiß kaum ein Konsument, wie. Eine kontaktlose Bezahlung per NFC-Technologie scheitert gemäß dem Digitalverband Bitkom bislang noch oft daran, dass die Verbraucher nicht ausreichend über das neue Verfahren informiert sind. Bei der Bezahlung mit dem NFC-fähigen Smartphone hält der Kunde sein Gerät kurz vor ein entsprechendes Lesegerät, um seine Rechnung zu begleichen und die Abrechnung dazu erfolgt üblicherweise über Kreditkarte. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder meint dazu: „Kontaktloses Bezahlen ist schnell, bequem und bei immer mehr Einzelhandelsketten oder Tankstellen möglich – aber das ist bei vielen Verbrauchern noch nicht angekommen“. Nach Untersuchungen seines Verbandes hat heute zwar schon rund ein Drittel der Smartphone-Nutzer kontaktlos bezahlt oder kann sich vorstellen, dies zukünftig zu tun – es könnten aber weit mehr sein. Allein 36 Prozent derjenigen, die das Verfahren noch nicht genutzt haben, geben an, dass es ihnen bisher nicht bekannt war. 30 Prozent wissen nicht genau, wie es funktioniert und 12 Prozent wissen nicht, ob ihr Smartphone NFC-fähig ist.

Erstaunlicherweise ist das NFC-Verfahren dabei nicht nur sehr sicher, sondern auch hinsichtlich der benötigten Infrastruktur bereits stark verbreitet. So waren in Deutschland bereits Ende 2015 rund 80.000 Kassenterminals NFC-fähig, was gut zehn Prozent aller Kassenterminals in Deutschland entspricht. Darunter befinden sich die meisten Tankstellen, Discounter, große Supermarktketten und Drogerien.

Zur Sicherheit des NFC-Verfahrens kommentiert der Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder: „Bei der Transaktion von Smartphone zu Lesegerät per NFC werden nur verschlüsselte Daten übertragen und auf der kurzen Strecke zwischen Kassenterminal und Smartphone ist Hacking nahezu ausgeschlossen. Die Gefahr, seine Geldbörse mit Münzen und Scheinen zu verlieren, ist weitaus größer.“ Sogar ohne Smartphone ist das kontaktlose Bezahlen per NFC möglich, wenn man stattdessen eine entsprechend ausgerüstete Kreditkarte einsetzt. Einige Banken sind inzwischen dabei, NFC-fähige Debitkarten anzubieten.

Ob sich fernab der selbstverständlichen Nutzung des Smartphones zum Bezahlen im E-Commerce jetzt auch die Nutzung von Mobile Payment im stationären Handel durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Noch sind die Möglichkeiten, in Deutschland mobil mit dem Smartphone an der Kasse zu bezahlen überschaubar. Payback Pay und das Vodafone Wallet haben noch eine beschränkte Verbreitung sowie relativ hohe Eintrittshürden auf Kundenseite. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt nach dem Start von Apple und Android Pay in Deutschland verändern wird.

* Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1007 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Die Fragestellungen lauteten: „Können Sie sich vorstellen, in Zukunft in beinahe allen Alltagssituationen fast ausschließlich bargeldlos zu bezahlen?“ und „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, seine Einkäufe im Geschäft zu bezahlen. Welche der folgenden Bezahlmöglichkeiten nutzen Sie?“