Durch automatischen Kauf von Amazon Lagerbestand werden Händler unfreiwillig zu Großhändlern

Durch automatischen Kauf von Amazon Lagerbestand werden Händler unfreiwillig zu Großhändlern


Durch eine simple Änderung seiner Nutzungsbedingungen sichert sich Amazon Lagerbestand von seinen FBA Händlern für den eigenen Weiterverkauf. So werden Amazon FBA Händler automatisch zu Großhändlern, auch wenn Sie dies nicht beabsichtigen.

Gemeint ist die Meldung: „Amazon möchte Ihnen dabei helfen, dass Ihre Angebote mehr Aufmerksamkeit erlangen und Sie Ihren europaweiten Umsatz steigern können. Im Rahmen eines neuen Programms kann Amazon Ihre Produkte zum Angebotspreis auf Ihrer lokalen Marketplace-Site kaufen und diese möglicherweise über Amazon.co.uk, Amazon.fr, Amazon.it und Amazon.es weiterverkaufen.“

Über diese automatisch auf „ja“ voreingestellte Regelung möchte Amazon Artikel von seinen Händlern kaufen, um sie selbst weiterverkaufen zu können. Und zwar auf anderen europäischen Märkten und zu dem Preis, den der Händler auch von privaten Käufern verlangt hätte.
Laut Amazon liegt der einzige Unterschied in der Berechnung der Umsatzsteuer. Denn der Einzelhändler wird ja jetzt zum Großhändler, da Amazon die entsprechenden Artikel nun natürlich weiterverkauft. Betroffen sind davon Amazon-Händler, die über die Plattform verkaufen und ihre Produkte bei Amazon lagern.

Prüfen Sie, ob Sie Ihren Amazon Lagerbestand freigeben möchten

Wer als Händler also bei Amazon verkauft und für seinen Versand den Amazon eigenen Versandservice FBA nutzt, sollte beim Lagerbestand genau hinsehen. Denn die neue Funktion „Kauf meines Lagerbestandes durch Amazon genehmigen“ wurde von Amazon automatisch aktiviert. Dies kann allerdings für viele Händler ungewollte Folgen mit sich bringen. So wird in vielen Fällen einem Händler beim Einkauf durch den Hersteller der Weiterverkauf an andere Händler in den Vertriebsbedingungen untersagt. Händler die dies – wenn auch häufig unwissentlich – zulassen, riskieren empfindliche Vertragsstrafen und im härtesten Fall ihre Vertriebsrechte.

Vielen Onlinehändlern dürfte diese Gefahr nicht bewusst sein. Auf den ersten Blick mag das Amazon Angebot eventuell attraktiv erscheinen und man macht sich keine weiteren Gedanken darum. Wer jedoch mit vertraglichen Beschränkungen belegte Waren handelt, sollte die rechtliche Situation für seine Amazon-Artikel nun überprüfen. Sollten Sie für einige oder alle Ihrer Produkte keinen Vertriebsbeschränkungen unterliegen, können Sie einfach diese Funktion bei Amazon aktiviert lassen.

Warum Amazon seine Regeln ändert

Amazon handelt durchgehend kundenfokussiert. Sollten also deren Systeme vermelden, dass auf der Plattform gewisse Artikel in einigen Ländern nachgefragt werden, die aber nur in anderen Ländern angeboten werden, wird Amazon versuchen, diese Produkte zu beschaffen. Darin dürfte der Grund für die aktuelle Anpassung liegen. Amazon möchte an Waren kommen, die man auf anderem Weg nicht bekommen könnte. Mit dem automatischen Kauf des Lagerbestandes umgeht Amazon all diese Probleme. Da viele Hersteller ihre Produkte bewusst nicht an Amazon verkaufen, liegt hier zugleich auch ein Angriff auf die Vertriebspolitik der Hersteller vor.

Was sollten Sie tun?

Prüfen Sie, ob Sie Produkte mit Vertriebsbeschränkungen auf Amazon verkaufen und diese über FBA versenden lassen. Um Rechtssicherheit zu haben, sollte dann der oben beschriebenen Regelung aktiv widersprochen werden. Dazu deaktivieren Sie diese Regelung des Amazon Lagerbestands in den „Einstellungen“ bei „Versand durch Amazon“ beim Punkt „Lagerbestandseinstellungen“.

Sollten Sie Artikel über Amazon per FBA verkaufen, die keinen Vertriebsbeschränkungen unterliegen, so mag es sinnvoll sein, das Amazon-Angebot für sich zu prüfen. Eventuell macht es für Sie dann Sinn, die darin liegende Vertriebschance für weitere Amazon Marktplätze zu nutzen. Da diese Verfügung seitens Amazon bereits standardmäßig in den Einstellungen aktiviert ist, brauchen Sie dann nichts weiter unternehmen.