Gerade einmal jeder zweite Amazon Marktplatzhändler kommt aus Deutschland

Gerade einmal jeder zweite Amazon Marktplatzhändler kommt aus Deutschland


Schaut man sich den deutschen Amazon Marktplatz einmal an, so mag man sich fragen, inwieweit sich hier inzwischen Anbieter außerhalb von Deutschland etabliert haben.

Dieser spannenden Frage hat sich Mark Steier von Wortfilter gewidmet.

Jeder zweite Amazon Marktplatzhändler kommt nicht aus Deutschland

Seine Analyse kommt zu dem Schluss, dass zunehmend auch ausländische Händler am Umsatz auf Amazon in Deutschland profitieren – und zwar zu Lasten der deutschen Marketplace-Händler.

Wie Mark Steier herausgefunden hat, sind bei Amazon.de insgesamt 135.000 Händler registriert, jedoch derzeit nur 55.310 Verkäufer aktiv (d.h. rund 41 Prozent). Davon kommt gerade einmal jeder zweite Amazon Marktplatzhändler aus Deutschland, so Marc Steier, der den Anteil auf aktuell 53 Prozent beziffert, d.h. rund 27.000 aktive deutsche Amazon-Händlern.

Der größte Anteil ausländischer Amazon Händlern auf dem deutschen Amazon.de Marktplatz kommt nach Steiers Auswertungen mit 20,6 Prozent aus Großbritannien. 9 Prozent der Händler kommen aus Asien, wobei die chinesischen Amazon Marktplatzhändler mit rund 5 Prozent den größten Anteil ausmachen.

Die Konkurrenz aus dem Ausland wächst

Dem Thema „Grenzüberschreitender Online-Handel“ hat sich auch die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) angenommen und dazu eine Infografik erstellt. Auch diese Analyse bescheinigt Großbritannien als das Land, aus dem mit meisten Wettbewerber kommen. Auf den nachfolgenden Plätzen liegen die USA, Asien, die Niederlande sowie Österreich.

Gerd Bovensiepen, Leiter des Bereichs Retail & Consumer bei PwC, warnt: „Deutsche Onlinehändler müssen auf der Hut sein, ihre Kundschaft nicht an die Konkurrenz aus dem Ausland zu verlieren“. Er verweist auf  Zahlen, die PwC aktuell durch eine Online-Umfrage unter 1.200 deutschen Internetnutzern ab 18 Jahren ermittelt hat. Das  Ergebnis daraus: Mehr als die Hälfte der deutschen Online-Käufer (56 Prozent) hat demnach bereits einmal etwas bei einem ausländischen Online-Anbieter gekauft, bei den 18- bis 39-Jährigen betrage dieser Wert sogar schon zwei Drittel mit steigender Tendenz. Laut der Umfrage könne sich ein Drittel der Befragten vorstellen, in einem Online-Shop mit Sitz im Ausland einzukaufen. Nur jeder zehnte deutsche Online-Shopper will auch in Zukunft ausschließlich bei deutschen Anbietern einkaufen.

Die Konkurrenz aus dem Ausland nimmt zu, und das nicht nur bei Amazon. Bleibt die dringliche Frage, wie man sich als deutscher Online-Händler im Wettbewerb behaupten kann und keine Kunden an Konkurrenten aus dem Ausland verliert?

Was sagen uns diese Zahlen?

Die Kunden scheinen internationalen Anbietern gegenüber offen zu sein und sich wenig darum zu kümmern, aus welchem Land der jeweilige Händler versendet. Preis und Sortiment dürften langfristig häufig nicht ausreichen, sich am Markt zu behaupten. In Zukunft bedarf es weiterer Argumente, sowie einer entsprechenden Positionierung und deren Kommunikation.

So ergeben sich für die Wahl eines deutschen Anbieters beim Kauf zahlreiche Gründe. Jedoch nutzen nur wenige Händler sie für Ihr Marketing. Beispiele, mit welchen Leistungen man sich als deutscher Händler positiv abheben kann:

  • Exzellente Kundenbewertungen,
  • Premium Versand / Kostenfreier Versand im Inland,
  • Lieferung im Wunsch-Zeitfenster,
  • Geschenke-Services (Verpackung, getrennter Rechnungsversand, Glückwunschkarte mit Wunschtext…)
  • Vor-Ort Besichtigungen/Begutachtungen,
  • Reparatur-Angebote,
  • Sicherheitsversprechen (wie z.B. Siegel oder Garantieverlängerungen),
  • umfassenderen Kundenservice mit kostenfreier Telefon-Hotline und schneller deutschsprachiger Hilfe per Mail oder Telefon,
  • Besondere Umtausch/Retouren-Leistungen (Geld-zurück-Garantie, Verlängerung der Widerrufsfrist über die gesetzlich garantierten 14 Tage hinaus, kostenfreier Rückversand/Abholung),
  • individuelle Services (wie Monogramm-Druck, Geschenkversand, Produktindividualisierungen).

Interessant: Für besondere Services sind viele Konsumenten auch bereit, Aufpreise zu zahlen (lesen Sie hierzu auch die Auswertung einer repräsentativen Umfrage von Trusted Shops).

Wie man sich mit seinen Sortiment im Wettbewerb behauptet, ist sicherlich eine individuelle Entscheidung. Darüber nachzudenken und an seiner Differenzierung zu arbeiten eine Pflicht – nicht nur für Onlinehändler.